Sie heißt natürlich nicht Frau Dr. Hase, sondern Frau Dr. Ziegelberger, aber sie weiß von nichts!
Bei der Einwohnerversammlung zu 5G am 13.11.19 war Frau Dr. Ziegelberger vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als eine von vier von der Stadt Freiburg eingeladenen Expert_innen auf dem Diskussionspanel vertreten. Und ihre Beiträge waren nicht selten von lautstarken Missfallensbekundungen aus dem Publikum begleitet.
Hieraus eine mangelnde Diskussionskultur abzuleiten, wie es OB Horn in seinem Schlussstatement tat, ist allerdings selbst diskussionswürdig. Frau Dr. Ziegelberger hat in ihren Beiträgen beständig wiederholt, dass dem BfS keine Hinweise darauf vorlägen, dass von Mobilfunkstrahlung unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte eine Gefahr ausgeht. Jemand, der sich auch nur einigermaßen mit der Thematik befasst hat, weiß, dass diese Aussage falsch ist. Frau Dr. Ziegelberger scheint nicht einmal die Studien zu kennen, die das BfS selbst in Auftrag gegeben hat, wie etwa die von Prof. Lerchl zweimal reproduzierte Studie, die besagt, dass Mobilfunkstrahlung bei im Alltag vorkommenden Strahlungsintensitäten krebspromovierend wirken kann. Krebspromovierend heißt hier, dass ein bereits vorhandener Krebs unter dem Einfluss von Mobilfunkstrahlung schneller wächst als ohne Strahlung. Die Untersuchungen wurden mit Mäusen gemacht, aber wenn man allgemein schließen wollte, dass Untersuchungen an Mäusen NICHT auf den Menschen übertragbar wären, müsste man dann nicht auch die gesamte Praxis der Zulassungsverfahren für Medikamente infrage stellen?
Das Beratungsgremium BERENIS, das für die Schweiz die wissenschaftlichen Veröffentlichungen im Bereich der Gesundheitsgefahren des Mobilfunks vornimmt, fasst anlässlich der Einführung von 5G in der Schweiz den Forschungsstand zu den nicht-thermischen Wirkungen der Mobilfunkstrahlung im April 2019 wie folgt zusammen: Aus der Forschung liegen unterschiedlich gut abgesicherte Beobachtungen vor, wonach es noch andere biologische Effekte gibt, die nicht auf eine Erwärmung zurückgeführt werden können. Nach wissenschaftlichen Kriterien ausreichend nachgewiesen ist etwa eine Beeinflussung der Hirnströme.
Begrenzte Evidenz besteht für die Beeinflussung der Durchblutung des Gehirns, für eine Beeinträchtigung der Spermienqualität, für eine Destabilisierung der Erbinformationen sowie für Auswirkungen auf die Expression von Genen, den programmierten Zelltod und oxidativen Zellstress. Ob damit Gesundheitsfolgen verbunden sind, ist nicht bekannt, ebensowenig, ob es bezüglich der Intensität und Dauer der Strahlung Schwellenwerte gibt.
Voller Text unter: Schweiz: 5G information an die Kantone
Das deutsche Pendant zur Schweizer BERENIS hat, wie Frau Dr. Ziegelberger bei der Einwohnerversammlung selbst berichtete, seit 2011 keinen Bericht über neue Erkenntnisse aus der Forschung veröffentlicht. In der Schweiz gibt die BERENIS dagegen regelmäßig einen Newsletter heraus, in dem ihre Bewertungen der neusten Forschungsarbeiten veröffentlicht werden. BERENIS Newsletter.
Die BERENIS ist sicher weit davon entfernt, als besonders mobilfunkkritisch wahrgenommen zu werden. Doch die Mitglieder tun ihren Job in einem demokratischen System. Kann man das von den entsprechenden deutschen Institutionen Strahlenschutzkommission und BfS auch behaupten?
Die Stadt und der OB selbst dürfen sich fragen lassen, ob die Einladung eines Vertreters des BfS zur Einwohnerversammlung eigentlich mit einer guten Diskussionskultur vereinbar ist. Das BfS ist nur auf dem Papier eine demokratisch legitimierte Institution. Faktisch ist die Verquickung der Behörde BfS mit der Lobby-Organisation ICNIRP ein einziger Skandal, der unlängst vom Berliner Tagesspiegel aufgedeckt wurde. Diese Tatsache disqualifiziert diese Behörde für alle, die an Sachlichkeit in der Auseinandersetzung interessiert sind. BfS und ICNIRP sitzen im selben Büro, und dass das BfS eine eigene Sachkompetenz in Sachen Mobilfunkstrahlung hat, darf durchaus bezweifelt werden.